Ganz sicher gehen gerade an niemanden die Nachrichten über die extrem steigenden  Gaspreise vorbei.

Aus allen Kanälen wird angekündigt, dass der Ukrainekrieg zu einer Gasverknappung und damit zu einer steigenden Inflation führen wird. Wir alle machen uns Sorgen, wie wir den kommenden Winter wohl überstehen. Werden wir in kalten Wohnungen sitzen oder wenn wir es nur halbwegs warm haben wollen, uns total verschulden? Niemand weiß es im Moment. Aber dass der Gaspreis bereits am steigen ist, ist jetzt schon Gewissheit.

Nun frage ich mich als Künstlerin, ob wir in diesen Zeiten überhaupt noch Kunst brauchen? Mit einem Bild kann ich schließlich nicht meine Wohnung heizen, es sei denn ich nehme es von der Wand und schmeiße es direkt in den Ofen. Aber das kann keine Lösung sein. Welche Rolle kann Kunst in Zeiten wie diesen überhaupt spielen?

Kunst ist vieles: Dekoration, Bildungsmöglichkeit, Status – und sogar  Spekulationsobjekt. Kunst erfüllt definitiv keine Grundbedürfnisse. Sie stillt nicht unseren Hunger oder Durst, sie wärmt nicht unsere Körper. Und doch behaupte ich, dass gerade in schwierigen Zeiten die Kunst umso wichtiger wird!

In den letzten Jahrzehnten, in denen wir in Deutschland im Wohlstand lebten,  nahm die Kunst mehr und mehr eine Art Unterhaltungscharakter an. Die Menschen ließen sich nicht nur auf Kreuzfahrten von Animateuren unterhalten, sie ließen sich ebenso oberflächlich von der Kunst unterhalten. Ich erinnere mich an die endlosen Schlangen bei der MOMA -Ausstellung in Berlin oder an gut besuchte Ausstellungen von Frida Kahlo oder Neo Rauch. Die Menschen haben sich an der Kunst berauscht oder waren auch in diesen Ausstellungen, um mitreden zu können. Kunst als kollektive Erfahrung. Aber meiner Meinung nach, war der Umgang mit der Kunst ein relativ oberflächlicher.

Die Auseinandersetzung mit der Frage, was gute Kunst ausmacht, wäre Anlass für einen ganz eigenen Blogartikel. Letztlich muss diese Frage jeder für sich selbst beantworten. Es gibt da keine allgemeingültige Antwort.

Für mich ist Kunst gut, wenn sie mich berührt. Wenn mein Inneres mit dem Kunstwerk in Resonanz geht. Ob es angenehme oder unangenehme Gefühle sind, ist erst einmal irrelevant. Wenn es um Kunst geht, mit der ich mich in meinen vier Wänden umgeben möchte, wähle ich natürlich ein Kunstwerk aus, welches eine positive Energie ausstrahlt. Das kann ganz unterschiedlich sein.  Eine Meereslandschaft die mein Inneres weitet oder ein verspieltes Stillleben, daß mich erfreut. Vielleicht kann aber auch ein Bild mich daran erinnern, wer ich sein möchte, weil ich dies im Alltag oft vergesse und nur noch funktioniere.

Ich will damit sagen, dass Kunst zwar nicht unsere Wohnung warm machen kann, aber unsere Herzen. Sie kann unsere Seele erfreuen und uns daran erinnern, dass das Leben mehr ist, als die Angst um die Zukunft. Sie erinnert uns an die Magie, die entsteht, wenn ein Bild und ein Betrachter mit seiner Lebensgeschichte aufeinander treffen. Es entsteht etwas ganz besonderes, das wir gerade in diesen Zeiten der Verunsicherung unbedingt brauchen!

Schreibt mir gerne, was Ihr darüber denkt!