Die König Galerie und ich
Ich als Künstlerin bei die König Galerie? Hat diese Galerie, die weltweit agiert mich jetzt in ihrem Programm? Wäre schon toll. Aber der Reihe nach. Eigentlich war ich auch nach Berlin gekommen, um in Galerien und Ausstellungen, Kunst in Natura anzuschauen. Endlich wieder einem Bild gegenüber stehen und nicht nur am Bildschirm betrachten! Bei meinen Runden durch die einzelnen Kieze ist mir aufgefallen, dass es kaum Galerien gibt. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Gerade in solchen Vierteln wie Prenzlauer Berg hatte ich mit so mancher Galerie gerechnet. Aber Fehlanzeige! Entweder die kleinen Galerien sind schon vor der Corona- Pandemie verschwunden oder die diversen Lockdowns haben ihnen noch den Todesstoß versetzt. Ich bin etwas enttäuscht und traurig darüber. Da läuft mir die Information über eine kleine Kunstmesse über den Weg. Die MISA in St. Agnes in Kreuzberg! Organisiert wird diese Kunstmesse von der Johann König Galerie. Diese gehört zu den sogenannten global playern und verkauft die Werke der ganz großen Künstler weltweit. Da ich von Natur aus neugierig bin und auch noch immer auf der Suche nach aktueller Kunst, beschließe ich mich auf den Weg nach Kreuzberg zu machen. Ich bin etwas aufgeregt, da ich nicht weiß, was mich erwartet. Ich ziehe mich extra schick an und los geht´s. Die Messe findet in einem ehemaligen katholischen Kirchengebäude statt, in welchem sich jetzt die König Galerie befindet. Während der Pandemie sind die Kunstmessen weltweit ausgefallen. Auch ich hatte vor, im Mai 2020 zwei Bilder bei einer New Yorker Kunstmesse auszustellen. Daraus wurde dann nichts. Johann König scheint ein umtriebiger Galerist zu sein, der sich von den Widerständen des Lebens nicht beeindrucken lässt. Die Lücken zwischen den Lockdowns nutzte er spontan, um in seinen Räumlichkeiten kleine Kunstmessen zu organisieren. Ein niedrigschwelliges Angebot, um neue Sammler zu gewinnen sollte es sein. Die jetzige Kunstmesse ist bereits die dritte und der große Erfolg gibt Johann König Recht. Als ich dort ankomme und sehr freundlich von jungen Leuten am Eingang und an der Kasse begrüßt werde, verschwindet meine Aufregung ganz schnell. Hier ist jeder willkommen! Niemand wird gemustert, ob er überhaupt im Stande ist, die riesigen Preise zu bezahlen. Es wird sowohl zeitgenössische Kunst als auch Kunst aus dem sekundären Bereich verkauft. Ich mache meine Runde durch die einzelnen Kojen und bleibe vor einem Werk von Rosemarie Trockel stehen. Es ist eine Leinwand, bespannt dicht an dicht mit verschieden farbigen Wollfäden. An der Seite der Leinwand sind diese festgetackert. Nun bin ich, was die Kunstgeschichte angeht, nicht ganz unbeleckt. Rosemarie Trockel widmet sich in ihrer Kunst feministischen Themen und hat in den achtziger Jahren ihren Durchbruch mit den sogenannten „Wollbildern“ geschafft. Sie hat das Material Wolle und die Technik des Strickens, welche zuvor als typisch weibliches Medium galt, aus diesem Kontext herausgelöst und zur Kunst erklärt. Hier hängt nun ein Vertreter der „Wollbilder“ und ist für 180.000 Euro + Mehrwertsteuer zu erwerben. Kommt also einiges zusammen. Ja der Preis übersteigt dann doch etwas meinen Geldbeutel. Mich amüsiert das Ganze und ich kann es mir nicht verkneifen, das Bild mit einer Notiz zu karikieren (siehe Foto).
Ich gehe weiter und finde eine Grafik von Andy Warhol mit dem Titel „ Happy butterflies“. Der Preis entspricht, dem eines Eigenheims. Mit einem Stempel hat hier der Künstler dicht an dicht Schmetterlinge aufgestempelt. Auch ich arbeite gern mit Stempeln und Schmetterlinge sind auch darunter. Wäre also kein Problem für mich, ein ähnliches Bild zu kreieren. Nur falls jemand Bedarf hat, bei mir gibt es das Ganze für einen Bruchteil des Preises hier. Okay, das ist nicht ganz ernst gemeint. Aber ich gewinne hier die Einsicht, dass sich Bilder über die Geschichte drum herum verkaufen und dass es selten wirklich nur um das Bild geht. Ich frage mich, welche Geschichte ich zu meinen Bildern erzählen könnte…?